2012: Ramon Chormann
De Pälzer Ramon Chormann lehnt in Springen Beck-Nachfolge ab
Schlagfertig in Springen: Ramon Chormann.
Von Thorsten Stötzer
SPRINGEN – Schlagfertigkeit ist eine Stärke Ramon Chormanns. Zu der Stunde, in der sein Auftritt in der Dornbachhalle beginnt, tritt in Rheinland-Pfalz gerade Ministerpräsident Kurt Beck zurück. Der Comedian hat die Meldung schon erhalten und gleich beantwortet: „Tut mir leid, ich kann das Amt nicht übernehmen, ich tret’ heut Abend in Heidenrod-Springen uff.“
Dort ist Chormann auf Einladung der Fastnachter vom SCC bereits zum zweiten Mal nach 2009 zu Gast. Der Verein hat seine Comedy-Reihe innerhalb von sieben Jahren fest etabliert und freut sich über rund 150 Besucher in der somit ausverkauften Halle. Ein Teil der Erlöse soll der Sozialstation Heidenrod zugutekommen. Aber wohl nicht deshalb hat sich der Star des Abends nobel in Schale geworfen.
In schwarzem Anzug und mit Fliege setzt sich Chormann ans Klavier und stimmt sein Titellied an. „Des isses jo“ heißt sein aktuelles Programm, den Ausspruch empfiehlt er als erlösende Formel für jedes „Gespräch, das einem zu blöd wird“. Über Sprache und die Interaktion der Leute kann sich der Pfälzer auslassen, als wolle er die „Theorie des kommunikativen Handelns“ von Jürgen Habermas in den Schatten stellen.
Die „Parre“ mit „ihre eingebaute Jammertöne“, die den nahtlosen Wechsel vom Alltag zur Beerdigung ermöglichen, kann er nicht leiden. Schwierig sei die Kommunikation zudem mit Lehrern und Vermögensberatern, zumal die es ja nicht mal selbst zu Geld brächten: Genauso gut könne der Papst Beratung in Sachen Geschlechtsverkehr bieten. Baumarkt und Kinokasse sind Orte, an denen Chormann Beobachtungen macht.
Politisch wird der Unterhaltungskünstler gelegentlich. Außer Kurt Beck fällt ihm Japan als „das Land der strahlenden Zukunft“ und die Zeit von vor eineinhalb Jahren ein, als „Atomkraftwerke explodierten und die FDP implodierte“. Das Gesicht von Wirtschaftsminister Philipp Rösler ist für Chormann der Punkt, an dem sich die Nachrichten nicht mehr trennscharf auseinander halten lassen.
Vor einem gut gelaunten Publikum geht er bald wieder zu den Tücken des Alltags über. Die symbolisiert der heimische Kaffeevollautomat, ein „arrogantes Drecksding“ mit einem Pflegefeld-Display, das es auf eine „terroristische Auseinandersetzung“ anlege. Am Ende fliegt die besserwisserische, teure Maschine samt Restwasserschale und Kaffeesatzbehälter aus der Küche, es wird Kaba getrunken.
Sonderapplaus erntet Chormann von den gut gelaunten Besuchern für seine Schilderung des morgendlichen Parkchaos vor einem Kindergarten. Der ganze „Uffzuch“ um pädagogische Konzepte von Eltern, die ihren Nachwuchs am liebsten in die Kita fahren und tragen, geht ihm auf die Nerven. Vorm Waldtag werde in sieben Elternbriefen vor den Gefahren durch herabfallende Blätter gewarnt.
Der Comedy-Meister präsentiert nicht nur sein Programm, sondern geht auch auf seine Zuhörer ein – sanfte Rüge für den „Babbelschnutetisch“ inklusive. Besonders tun es Chormann die elektrisch gesteuerten Fenster in der Dornbachhalle an. Wenn die sich öffnen und schließen, bleibt ihm Zeit, sich spontan zu wundern. „Was e Geld“ und „Spring“, meint er in Anlehnung an den Ortsnamen.
Quelle: AarBote